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Rosanna von Angerer, Eiskette

Veröffentlicht am 01.06.2020

Rosanna v. Angerer „Eiskette“ 2019, H2O, Faden
 
 

In einem Gespräch über die Jahresausstellung 2019 an der Kunstakakdemie Nürnberg hörte ich das erste Mal von dem Kunstobjekt „Eiskette“.
Zu diesem Zeitpunkt waren wir auf der Suche nach Künstlerinnen, deren Werke in die Ausstellung „Technik#Weiblich#Logisch“ passen könnten.
Ich wurde hellhörig.
 

Vom Tragen einer Eiskette

Am Abend der Eröffnung der Jahresausstellung trug Rosanna v. Angerer, Studentin in der Klasse „Schmuck und Gerät“, die Eiskette. Ihren Auftritt mit der Kette beschreibt sie als einen performativen Vorgang: Schweigend und bewegungslos stand sie im Raum. In Bewegung waren die Eiskugeln der Kette. Aufmerksame Betrachter*innen konnten beobachten, wie im Zusammenwirken mit der Körperwärme die Eiskugeln um ihren Hals und auf ihrem Körper langsam schmolzen, sich zu Wasser verflüssigten und sich nach und nach als nasse Flecken auf ihrem T-Shirt ausbreiteten.
 

„Fest wird flüssig, Kälte vergeht, Schmerz lässt nach, Eis, Wasser
und am Schluss bleibt nur mehr der Faden ...“  

Rosanna von Angerer beschreibt ihre Arbeit

 

Vom Überschreiten künstlerischer Disziplinen

Im herkömmlichen Verständnis geht die Gold- und Silberschmiedekunst mit der Erschaffung meist edler Schmuckstücke und dauerhaft wertvoller Gerätschaften einher.
Im Gegensatz dazu experimentiert Rosanna v. Angerer in „Eiskette“ mit Wasser und den wandlungsfähigen Eigenschaften der Flüssigkeit – Erstarren, Schmelzen, Verdampfen. Für die Vermittlung des Werks wählt sie die Kunstperformance, die auf räumlich zeitlichem Weg den Erlebnisbereich schafft, zwischen dem sich schnell auflösenden Objekt (ca. eine halbe Stunde), ihrer eigenen körperlichen Wahrnehmung und des Publikums.

 

Seit meinem ersten Eindruck sehe ich in „Eiskette“ eine für mich sehr sensible und berührende Vertiefung, die, abweichend von der Wertschöpfung durch anhäufbaren Besitz, den Wertebegriff der „Nachhaltigkeit“ beinhaltet.

Vom Umformen eines Wertegedankens

Trotz ihrer zeitlich kurzen Dauer stellt die performative Umsetzung für mich eine Form einer Verlangsamung dar, die mir die Sichtbarmachung „schmelzenden Eises“ zu einem bewussten und persönlichen Erlebnis macht.

Ähnlich wie Rosanna v. Angerer es beschreibt, kann ich im Mikrokosmos meines eigenen Körpers, das Gefühl der Eisschmelze und der Erwärmung des eigenen Körpers nachempfinden, verbunden mit einer gewissen Art von Zeitverlust und Trauer, wenn auch auf sehr ästhetische Weise.

 

„schau dir in die Augen“
ein Moment nur mit sich selbst, ob zur Selbstreflexion oder aus rein biologischem Interesse...eine analoge VR-Brille.
© Foto: Wilfried Petzi

 

Text: © Elisabeth Bala, Frauen in der Einen Welt
Fotos: © Rosanna von Angerer

Rosanna v. Angerer lebt und arbeitet in Erlangen.
Studium an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg
Ausbildung zur Silberschmiedin
Berufsfachschule für Glas und Schmuck, Neugablonz
v.angererrosanna (instagram)

 

 
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