Heidi Herzig - Meine künstlerische Arbeit ist im Wesentlichen das Collagieren
Veröffentlicht am 15.06.2020ANNA, Heidi Herzig
Das Foto zeigt Objekte von ANNA. Auf der mit Häkchen gestalteten Platte ist das aufgeklappte (Skizzen)-Buch mit dem Schriftzug „Autopilot“, das gemeinsam mit einem grauen Maschinenputzlappen ein Duett bildet.
Ausstellung „Technik#Weiblich#Logisch“, im Museum Frauenkultur Regional-International, 2020
Heidi Herzig hat eine Vorliebe für „Streifengeschichten“ und für codierte Zeichen: Streifen, wie sie im Alltag z.B. zur Sicherung von Gefahrenzonen eingesetzt sind; das Abhaken und das Ankreuzen, Chiffren, die Produktionsabläufe kennzeichnen.
Fasziniert von der Vielzahl an Materialien sammelt sie Verpackungsmaterial, Stanzteile, u.a., Fundstücke, die in ihrer Besonderheit in Arbeitsprozessen in technischen Betrieben und in der Schwerindustrie anfallen. Ihre Beobachtung gilt den Frauen und Männern an ihren Arbeitsplätzen, ihren Bewegungen, und sie überlegt sich, wie sie denken und fühlen könnten. Das alles sind „Indizien“, auf denen Heidi Herzigs Kunstwerke beruhen, eingebettet sind soziale Aspekte, das Leben eines Teils der Fabrikarbeiter*innen betreffend.
„Fabrikbaby“, ein über Jahre laufender Blog mit HHs Kunstbeispielen über Fabrik; „Grundnahrungsmittel“, Titel einer Arbeit; „Streifensicherung – Die Entführung der Unendlichkeit“, Titel eines Krimis, ein Langzeitprojekt; „Schlagerfeuer“, „So wie Du“, Teil 1 der „Heidi Herzig Schlagerband“.
Blättern im (Skizzen)-Buch.
Momentaufnahmen aus dem Video „8 Hefte“ von Heidi Herzig
„Autopilot“ steht für die elementarste Automatisierung im Menschen an sich – Gehen und Atmen.
Bildquelle: „Woman walking with hand to mouth“, Eadweard Muybridge. The human figure in motion, 1884
H, der 8. Buchstabe im Alphabet, und 8 als Schleife, das Unendlichkeitszeichen
Heidi Herzig schloss in Karlsruhe zwei Studien ab, ein geisteswissenschaftliches Studium und Medienkunst und Szenografie. Über die Dauer ihrer Studienzeit arbeitete sie 16 Jahre lang immer wieder als Aushilfe in Fabriken der Industrieproduktion. Dies hat sie, nach ihren eigenen Worten, als ihre „Dualismen“ betrachtet.
Heidi Herzigs Kunstwerke sind Assemblagen. Das heißt, sie arbeitet mit vorgefundenen Materialien, die im Kunstprozess neue Bedeutungsinhalte erlangen und sich in ihrer Materialästhetik anderen Sichtweisen öffnen.
Heidi Herzig beim Aufbau von ANNA, Museum Frauenkultur Regional-International, 8. Mai 2020
Ausschnitte aus der Arbeit ANNA, betitelt Heidi Herzig die Präsentation ihrer Arbeiten in der Ausstellung im Museum Frauenkultur Regional-International, 2020.
Wie das Foto zeigt, verwendet Heidi Herzig sizilianische Orangenkisten. In einem der Stauräume lagern Stanzabfälle, die Schraubschlüsseln ähnlich sind, mich eher an abgenagte Knochen erinnern. Und was hat es mit der großen Aluminiumdose auf sich, die mit 10 kg Linsensuppe gefüllt ist? Lesbar ist der Name ANNA.
Zuerst vermutete ich, Heidi Herzig würde mit der Wahl des Namens dem Frauenmuseum eine Referenz erweisen. Dann erfuhr ich, dass ANNA der Name der Orangensorte ist, und auch das Firmenlogo sichtbar auf den Kisten prangt.
„In den Kisten befindet sich alles, die Kisten werden jedoch auch selbst zum Podest und zum Objekt. Der Rahmen für ANNA ist die Kistenstapelung.“ sagt Heidi Herzig. „Alle Elemente von ANNA können extrahiert und arrangiert werden.“
ANNA, das ist die Assemblage aus multimedialem Material wie Hefte in Text und Bild, Drucke, Material-Objekte, Video, Musik-Performance, die inzwischen auf ca. 11-13 Kisten angewachsen ist, final von HH mit ihrem Inhalt beschriftet.
Die Eröffnungsfeier der Ausstellung sollte durch Heidi Herzig und ihrer Schlagerband musikalisch begleitet werden. Leider hat das Virus einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Heidi Herzig am 8. Mai 2020 hämmerte und werkelte beim Aufbau ihrer Arbeiten und trällerte ohne Publikum dazu ein Lied.
Text: © Elisabeth Bala, Frauen in der Einen Welt
Fotos: © Elisabeth Bala (Nr. 1, 5, 6), Heidi Herzig (Nr. 2, 3, 4)
Copyright: Frauen in der Einen Welt und Autorinnen bzw. Fotograf*innen
Heidi Herzig
geboren in Dresden, seit 2006 in Karlsruhe
Studium der Germanistik, Angewandte Kulturwissenschaften,
Medienkunst und Szenografie
2019 gründete sie die sechsköpfige Schlagermusikgruppe „Heidi Herzig Band“
https://vimeo.com/heidiherzig
https://fabrikbaby.tumblr.com/
Instagram:
@heidi_herzig
@heidiherzig_officialband
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