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"Um den Kopf herum" - Die Kunst der Frauen

Veröffentlicht am 03.09.2022

Seit jeher gehören Sticken, Nähen, die Produktion und Schmuck von Kleidungen in fast allen Kulturen zum Repertoire weiblicher Tätigkeiten. Diese Handarbeitskünste in vielfältigen Ausformungen sind kulturelles Erbe der meisten Gesellschaften. Exemplarisch wird dies in der Ausstellung mit der Stickkunst der fränkischen Kopftücher und der phantasievollen Herstellung von Borten  - Oyas - an Tüchern in anatolischen Dorfkulturen gezeigt.

 

1) Aus der Zeit der Hethiter in Anatolien stammt das Grabrelief von Mutter und Sohn. Die Mutter trägt ein langes Tuch über einer Rundkappe (Ende 8. Anf. 7. Jh. v. Chrs.)

 

2) Germanische Frau; Markussäule, Piazza Colonna Rom
Tacitus berichtet im 1. Jh. nach Chr. dass mitunter von den Germaninnen über das lange gescheitelte Haar Kopftuch mit roter Borte oder Stickerei getragen wurde.

 

3) Frau Biermeier stickt ein Kopftuch

 

4) Frau mit Stickrahmen - Grabstein in Anatolien

 

Hanife Yilmaz breitet ihren Vorrat an Oyaborten aus, 1986

 

Aussteuervitrine, die die handgefertigten Tücher der Braut enthält.
Anatolien, Türkei - erworben 1986

 

Igne Oyası

 

Hanife Yilmaz stellt eine Oyaborte her. Die Technik ist "Mekik" - "Frivolitäten schürzen" oder "Occhi-Technik".

Die Frauen in Hanifes Dorf tragen meistens Tücher aus Baumwolle mit Perlen-Oyas. Wenn sie in die Stadt fahren, nehmen sie jedoch bedruckte Tücher oder Georgette mit Nadel-Oya-Borten.

 

Unterschiedliche Oya-Motive werden zu verschiedenen Gelegenheiten angezogen, je nach Befindlichkeit, aber auch um non-verbale Kommunikation auszusenden. So gilt die Peperoni-Oya als Hinweis auf eine böse Schwiegermutter.

 

Inzwischen werden vor allem Tücher mit maschinengefertigten Oyas erworben.

 

Fotos und Text: © Frauen in der Einen Welt e.V.

© Dieser Artikel (mit Fortsetzung in den folgenden blogs) wurde für den Ausstellungskatalog in Novi Sad geschrieben und dort in serbischer Sprache veröffentlicht.
Lisl Bala, Gaby Franger, Tijana Jakovljević Šević, Oko glave: Različiti diskursi marate kao kulturnog označitelja, Marama kao kulturni označitelj, Katalog der Ausstellung, Novi Sad 2022.

[Diskurse um die Bedeutung des Kopftuchs]  [Mein Kopftuch]  [Kopftuchkulturen]  [TEXTILE TECHNIKEN] [Die Kunst der Frauen]  [Sticken für die fränkische Tracht]  [Das Kopftuch in der Mode]  [Bedecken - Nicht Bedecken. Konstrukte der Weiblichkeit]  [Resümee]

Ausstellungskonzept Novi Sad 2022
"Um den Kopf herum" Elisabeth Bala, Gaby Franger, Tijana Jakovljević-Šević, mit einem Beitrag von Lale Yalçın-Heckmann
Diese Ausstellung basiert auf den Ausstellungen von Frauen in der Einen Welt:
Das Kopftuch. Nur ein Stückchen Stoff in Geschichte und Gegenwart 1986 und Kopftuchkulturen 2006 (Meral Akkent, Elisabeth Bala, Gaby Franger, Marie Lorbeer)

mehr im blog "Ausstellung Novi Sad Mai/Juni 2022"

 

weiter zur Ausstellung 2006 "Kopftuchkulturen"